Ist Agile nur was für Schwätzer?
Redaktion: In der Agilen Software-Entwicklung ist Kommunikation ein zentraler Bestandteil. Was nun aber, wenn man von der Persönlichkeit her eher nicht wirklich der Mitteilsambedürftigste ist? Oder anders gefragt: Ist Agile nur was für Schwätzer?
Mir ist wichtig, dass alle, die etwas beitragen wollen, den nötigen Raum dazu finden.
Katrin Rabow: Ich glaube, ein gutes Team entsteht gerade durch die Mischung der „Schwätzer“ (im positivsten Sinne!) und der ruhigeren Mitglieder. Während die einen schnell viele Ideen in den Raum werfen – und viele auch wieder VERwerfen – lassen die anderen sich Zeit, denken in Ruhe nach und bringen dann oft nochmal ganz andere Aspekte in die Diskussion ein. Mir ist wichtig, dass alle, die etwas beitragen wollen, den nötigen Raum dazu finden und in ihrem eigenen Tempo agieren können.
Redaktion: Du greifst in deiner Session ja ein wichtiges Thema auf, nämlich, wie sich Introvertiertheit und Agilität miteinander vereinen lassen. Ist es aus deiner Sicht schlicht ein Vorurteil, dass Agilität und Introvertiertheit Gegensätze sind? Oder gar: Sind Introvertierte nicht vielleicht sogar die besseren Agilisten?
Katrin Rabow: Die Beschäftigung mit dem Thema begann für mich tatsächlich mit der Frage, wie die klassischen Nerds (große Vorurteilsschublade auf!), die sich vermeintlich mit einer Pizza an einem Rechner im Keller verschanzen, damit umgehen, dass sie nun immer mit ihrem Team zusammensitzen und auch noch kommunizieren sollen. Ich habe aber schnell gemerkt, dass starre Definitionen und der Versuch, Menschen irgendwo einzuordnen, nicht zielführend sind. Am Ende geht es nicht darum, introvertierte und extravertierte Menschen miteinander zu vergleichen oder gar zu entscheiden, wer der bessere Agilist ist. Das Ziel sollte vielmehr sein, ein Arbeitsumfeld zu entwickeln, das allen gerecht wird.
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Redaktion: Wie schafft man es, in einer gemischten Gruppe mit gemischten Persönlichkeiten ein solches Arbeitsumfeld zu erzeugen?
Diese Vielfalt ist auch eine große Herausforderung an die Unternehmen.
Katrin Rabow: Leider ist es in der Realität oft schwierig, all das umzusetzen, was ich mir wünschen würde. Und natürlich gibt es auch nicht DIE perfekte Umgebung, sondern immer nur eine mögliche Welt, die einem bestimmten Team gut tut. In meiner Session werden wir gemeinsam so eine Welt entwerfen – in der nächsten Session mit anderen Teilnehmern kann sie schon wieder ganz anders aussehen. Und genau diese Vielfalt ist natürlich auch eine große Herausforderung an die Unternehmen.
Redaktion: Welcher Trend oder welche Praktik im Bereich der Agilität findest du momentan besonders spannend? Hast du da vielleicht einen Tipp, womit man sich einmal etwas genauer beschäftigen könnte?
Katrin Rabow: Leider finde ich jede Woche ein neues spannendes Thema und würde mich gerne mit sehr vielen Ideen viel intensiver beschäftigen. Momentan steht aber vor allem die Beschäftigung mit dem “Domain Storytelling” ganz oben auf meiner Liste.
Redaktion: Was ist die Kernbotschaft deiner Session, die jeder Teilnehmer mit nach Hause nehmen sollte?
Katrin Rabow: Teams leben von ihrer Vielfalt. Wir sollten nicht versuchen, die einzelnen Mitglieder in Schubladen zu stecken, aber Verständnis für unterschiedliche Bedürfnisse entwickeln, damit jeder entsprechend seiner Persönlichkeit zum Teamerfolg beitragen kann.
Redaktion: Vielen Dank für dieses Interview!
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